Amelia Nin

Mit freiem, spontanen und unbeschwertem Sticken erkunde ich meinen ganz eigenen inneren Ausdruck.

Ich wurde in Durazno, Uruguay, geboren und lebe derzeit in Berlin, Deutschland, wo ich auch meine Werkstatt habe.
Schon meine Kindheit verbrachte ich zwischen Stoffen, Wolle und Fäden. Bei meinen Großeltern lernte ich weben, nähen und sticken – von ihnen habe ich meine Leidenschaft für Textilien geerbt.
An der University School of Design (CDI in Montevideo, Uruguay) studierte ich Textildesign und habe danach mehr als 10 Jahre lang Stoffe für die Industrie entworfen. 5 Jahre lebte und arbeitete ich in Mexiko-Stadt. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und brachte mich 2005 dazu, meine Ziele als Textildesignerin neu zu überdenken. Mein ursprüngliches Interesse an der Handwerkskunst und meine Begeisterung für die verschiedenen alten Textiltechniken wurde wieder wach. Seitdem nimmt das Forschen und Experimentieren einen immer größeren Stellenwert in meiner künstlerischen Arbeit ein.
In meinen textilen Kompositionen erzeuge ich Atmosphären, die auf innere Stimmen reagieren. Meine Motivation ist es, Bilder zu schaffen, denen ein emotionaler Zustand innewohnt, den ich darstellen möchte.
Ich arbeite gerne mit Stoffen, in denen die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Diese füge ich dann zusammen und verwandle sie, indem ich verschiedene Techniken anwende, sei es Färben, Malen, Bleichen usw., aber vor allem benutze ich das Sticken als Ausdrucksmittel.
Ich interessiere mich für die Stickerei nicht nur, weil sie eine vielseitige Technik ist, die mir viele ästhetische Möglichkeiten gibt, sondern auch wegen der Erinnerungslast, die das Sticken in sich birgt. Als ob der Faden uns die Geschichten und Geheimnisse von so vielen Frauen aus anderen Zeiten und Epochen erzählen könnte.
Mit freiem, spontanen und unbeschwertem Sticken erkunde ich meinen ganz eigenen inneren Ausdruck. Beim Sticken rebelliere ich gegen die aufgezwungene Unmittelbarkeit, ich verliere das Zeitgefühl und mein Bewusstseinszustand verändert sich. Ich versuche, das Unfassbare zu sticken; manchmal sticke ich mit geschlossenen Augen auf der Suche nach der perfekten Unvollkommenheit.